Reinhardt Geßler beschäftigte sich schon während der Kindheit und Schulzeit eingehend mit der Malerei. Seine spätere chemisch-physikalisch-technisch-geowissenschaftliche Ausrichtung, die sich in seinem Beruf als Naturwissenschaftler nieder schlug, sowie das Fehlen eines künstlerischen Umfeldes, ließen das Interesse an der Malerei zunächst im Laufe des Lebens in den Hintergrund treten. Im November 1990, am Strand der Nordsee-Insel Helgoland, fand er seinen Kontakt zur Kunst. Er sammelte dort angeschwemmte, von Salz und Sonne gebleichte Holzstücke, verband sie mit alten Brettern, Muscheln und Sand zu ungewöhnlichen Collagen. Nach wie vor entstehen seine Objekte ohne einschlägige handwerkliche oder künstlerische Ausbildung; rein aus Intuition heraus und mit Hilfe selbst erarbeiteter Techniken. Obwohl er diese Techniken stets verfeinerte und erweiterte, bleibt eins seinen Arbeiten gemeinsam: alle Materialien für seine skurrilen Schiffe, verschiedensten Eulen, hochbeinigen Vögeln, trutzigen Klabautermännern und die abstrakten Kompositionen findet Reinhard Geßler an den Stränden in nördlichen und südlichen Gefilden oder in den Abfallhaufen der Wohlstandsgesellschaft. Allenfalls Leim, Schrauben, gelegentlich Farbe müsse er sich kaufen, sagt der Künstler selbst. Es ist enorm zu sehen, mit welch im Grunde einfachen Mittel die oft archaisch anmutenden Geschöpfe und Collagen entstehen. Aber das macht wahrscheinlich auch das Qeuentchen Genialität im Künstler aus: im Trivialen das Besondere zu entdecken. Reinhard Geßler hat den Blick und die Empfindung dafür, davon kann man sich auf dieser Ausstellung überzeugen.
Reinhard Geßler ist seit Sommer 1999 in die Künstlergruppe PARADOX integriert, auch dieser Kontakt kam über die Nordsee-Insel Helgoland zu stande. Sein Schicksal scheint sich an den Inseln und Stränden zu erfüllen. Was er durch seine Kunst gibt, entbehrt jeder Beschreibung. Wer das nicht glauben mag, sollte sich einfach durch einen Besuch der Ausstellung im CCM überzeugen. Auf einen kurzen Nenner gebracht, kann man zu den Arbeiten nur sagen: faszinierend.
copyright: 1997-2002 B.J. Antony
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