Obdachlos im Winter
Der soziale Abstieg, einmal begonnen, ist kaum aufzuhalten. Eine Maschinerie sorgt dafür, unerbittlich und perfekt.
Der Obdachlose ist ausgegrenzt. Sein Lebensraum ist eingeengt. Eingeengt auf ein kleines Stück Straße, eine Eisscholle, treibend auf See bei Nacht.
Das Heim des Obdachlosen ist eine Bank, unpersönlich, karg und rauh.
Der Obdachlose ist nackt. Kein Ofen wärmt ihn, kein Bett schützt ihn und kein Dach hindert Regen und Schnee.
Die Kälte überfällt ihn im Schlaf. Der Obdachlose rutscht ohne Erbarmen in den weißen Tod.
Der erfrorene Obdachlose ist ein erfrorener Mensch. Eine Schande für das Land, eine Schande für alle.
Wir müssen, alle, diese Maschinerie anhalten - ersetzen! Ersetzen durch Menschlichkeit.
ORENDA Osterode, Nov. 1994
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