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Detlef Hänsel:
Was ihr einem ...

Was ihr einem der Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan

(Hommage à Martin von Tours)

Gegenwart

In der Fußgängerzone sitzt ein Mensch am Boden, ein Hund liegt neben ihm. Kalter Wind treibt Sprühregen heran.
Einige Passanten gehen achtlos an dem frierend Kauernden vorüber. Einer wechselt die Straßenseite, um nicht das ganze Elend aus der Nähe zu sehen.
Eine alte, ärmlich gekleidete Dame wirft verstohlen eine kleine Münze in den abgewetzten Hut des Bedürftigen. Ein rotgesichtiger Kerl ereifert sich: "Das ist doch Tierquälerei, dem muß man den Hund wegnehmen!".

vor etwa 1600 Jahren

Es war ein ungewöhnlich kalter Winter. Viele waren schon erfroren. Am Stadttor von Amiens flehte ein unbekleideter Bettler die Vorübergehenden an, sich seiner zu erbarmen. Alle gingen an seinem Elend vorüber.
Nur einer, ein römischer Söldner, blieb stehen.
Er hatte nichts, außer seinen Waffen und einen einfachen Soldatenmantel. Aber er hatte ein Herz voller Nächstenliebe.
Mit seinem Schwert teilte er den Mantel in zwei Teile, gab den einen dem Armen und hüllte sich selbst in den anderen. Dieser Mann war Martin von Tours.
Er kümmerte sich nicht um das Gespött der Umstehenden. In der folgenden Nacht träumte er von Christus, bekleidet mit dem halben Mantel, welchen er dem Bettler geschenkt hatte - und hörte die Worte:
"Was ihr einem der Geringsten getan, das habt ihr mir getan".

Gegenwart

Vielen Menschen geht es gut. Viele Menschen haben mehr als sie brauchen und verbrauchen können. Aber nur wenige Menschen teilen.
Teilen kann auch, wer nur wenig hat.
Reicht dein Mantel nicht, hilf mit Nächstenliebe! Solange wir nicht wirklich teilen, und alles gerecht verteilen, werden Menschen in Fußgängerzonen am Boden sitzen.


ORENDA
Osterode, Nov. 1997

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