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Der Drachen
des Osten und Westen

Der abendländische Drache

Symbol für das Böse und Macht

Bei den Germanen tauchen die ersten drachenähnlichen Darstellungen in der späten Völkerwanderungszeit auf. Sie erklären sich aus spätantiken römischen Vorbildern, denn zunächst erblüht in den antiken Hochkulturen des Mittelmeerraumes der Glaube an furchterregende Ungeheuer. Phantasiewesen aus verschiedenen Körperteilen mächtiger, bedrohlicher Tiere wie Raubkatzen, Schlangen und Adler, aus denen sich die Drachen entwickeln. Schon in dieser Zeit gelten sie als garstige Wächter, sind aber auch ein Symbol für Macht und Stärke. So wundert es nicht, dass sich der Drache in vielen Fahnen, Standarten, Wappen und Siegeln wiederfindet: als Ausdruck der überlegenen Herrschaft und Kraft.

In den germanischen Glaubensvorstellungen erscheinen zunächst Lindwürmer, die mit magischen Riten und Sagen verflochten werden, aber fast nahtlos in der Figur des Drachens ihre Fortsetzung finden. Seine vornehmliche Bedeutung findet er als feuerspeiendes Ungeheuer, als rasende Furie, die Schätze in tiefen Höhlen bewacht, die gesamte Umgebung verwüstet, gar ganze Rindviecher verschlingt aber auch vor Menschen nicht halt macht. In alten Sagen und Märchen werden auch Naturphänomene, Naturkatastrophen und drohendes Unheil dem Treiben eines Drachen zugeschrieben. Bevorzugt verspeist er hübsche Jungfrauen, die ihm geopfert werden, damit er Ruhe gibt und die Menschen sowie ihre Äcker und Städte zufrieden lässt. Das Bild des Drachens gilt als Wüterich, trotzdem spricht man ihm Intelligenz, Gewitztheit und Listigkeit zu. So hat er in vielen Sagen durchaus die Jungfrauen gar nicht gefressen, sondern sie mit so gar nicht in das Drachenbild passender zärtlicher Hingabe beschützt und umsorgt. Das Verhältnis zwischen Drache und Jungfrau wird oft als intimes, nahezu erotisches Verhältnis beschrieben. Trotzdem, der Held in allen Sagen und Mythen ist nie der Drache, sondern immer der Drachentöter, der Land und Menschen von dem Unwesen befreit. Auch die Jungfrauen. Wie überliefert ist, manches Mal gegen ihren Willen.

Mit der Verbreitung des Christentums findet der Drache eine unrühmliche Rolle in Form von furchterregenden Mischwesen, die in der Bibel als Synonym für böse Mächte gelten. In der Offenbarung Johannes wird er zum Sinnbild des Bösen, gleichgesetzt mit Satan, dem Teufel. Der Kampf der heiligen Ritter mit dem Drachen symbolisiert im Grunde den Kampf mit dem Heidentum. Als Bekämpfer der heidnisch germanischen Glaubensvorstellungen und Sieger über den Drachen genießt der Erzengel Michael seit dem frühen Christentum große Verehrung. Ebenso der Hl. Georg, dessen allegorischer Kampf mit dem Drachen im Abendland zu einer historischen Begebenheit umgedeutet wird.

Tatsächlich glaubt man an Drachen als real existierende Wesen. Angeregt wird die Phantasie immer wieder durch Knochenfunde in Höhlen, paläontologische Funde von ausgestorbenen Riesensäugern und Reptilien werden noch bis in das 18. Jahrhundert dem Drachen zugeordnet.

Abgesehen von einigen Kindererzählungen, als Beispiel die weise Frau Mahlzahn in “Jim Knopf und die wilde 13” von Michael Ende, oder das bekannte wie beliebte Musical für Kinder “Tabaluga” von dem Musiker Peter Maffay, bleibt der Drache bis heute ein Unwesen. Schaut man in ein aktuelles Lexikon für Synonyme, findet man als Entsprechungen: Lindwurm, Ungeheuer, Furie, Untier, Megäre, Hausteufel, Xanthippe, Keiferin, Reibeisen.

Zumindest liefert der Drache im Abendland Stoff für viele Heldensagen, beständig bedeutet er das Böse und die Macht, die im heroischen Kampfe überwunden wird.

Der chinesische Drache

Symbol für das Gute und Edle

Im ostasiatischen Raum gehört der Drache zu den am häufigsten dargestellten Fabeltieren. Vereinfacht verkörpert er die Gesetzmäßigkeiten der Natur, denen man mit Respekt und Ehrfurcht begegnen muss, will man ihnen nicht erliegen. Horcht man aber auf die Zeichen der Natur und lernt sie verstehen, ist sie einem wohlgesonnen und bringt Glück, das Gute und Edle ins Leben.

Der chinesische Drache ist ein sehr vielschichtiges, ursprünglich positives Symbol, das für Macht, Stärke, Weisheit, Glück und Fruchtbarkeit steht. Er repräsentiert die Kräfte des Yang, das positive, schöpferische, männliche Prinzip. Je grimmiger ein Drache dreinschaut, desto mehr Macht und Stärke symbolisiert er. Grimmiges und furchterregendes Aussehen steigert seine positive Energie, verstärkt die Kräfte des Yang und verleiht in diesem Sinne Mut, Kraft und Durchsetzungsvermögen. So ist es fast schon zwangsläufig logisch, dass der Drache das Symbol der Kaiser auf dem “Drachenthron” wird.

Die ältesten Darstellungen von Drachen werden auf ca. 5000 Jahre geschätzt. Schon früh verehren die verschiedenen Völker Chinas ihn als ein heiliges Wesen. Seine Erscheinungsformen sind sehr vielfältig, so gibt es unter anderem Fischdrachen, Vogeldrachen, Schildkrötendrachen, Schlangendrachen und mehr phantasievolle Arten. Die Darstellung des Drachen, wie wir sie heute als “typisch chinesisch” sehen, entwickelt sich erst im Laufe der Zeit erkennbar aus dem Schlangendrachen.

Eine frühe, sehr schöne taoistische Illustration bedeutet die drachen- oder auch schildkrötenköpfige Fledermaus. Fledermäuse wie Schildkröten stehen als Symbol für ein langes Leben oder Unsterblichkeit, die gleiche Symbolkraft wird dem Drachen zugeschrieben. Das Motiv der Verschmelzung von Drache und Fledermaus wird oft zwei- oder vierfach aus den Ecken eines Bildes heraus dargestellt, was seine Wirkung als Talisman verdoppeln oder vierfachen soll, denn dieser Drache bringt Gesundheit, Reichtum, Glück, Fruchtbarkeit und reiche Ernte, außerdem verleiht er Kraft, Mut, Stärke, Klugheit, Weisheit und vor allem ein langes Leben. Dieser Glaube reflektiert einen wichtigen Aspekt im Verhältnis zum Drachen, der auch in der Darstellung mit einer Kugel oder einem Edelstein in der Klaue, wie es bis heute zu sehen ist, seine Fortsetzung und Verstärkung findet: er hält die Perle der Weisheit und des langen Lebens.

Der Drache kann ebenso als “himmlischer Bote” auftreten, der die Wünsche und Hoffnungen der Menschen zum Himmel bringt und den göttlichen Segen zu den Bittstellern zurück. Anrufen darf die Götter aber über diesen himmlischen Boten nur der vorbestimmte Taopriester.

Als Herr der Meere, Seen, Ströme und vor allem des Regens zeigt der Drache sich nicht nur von seiner guten Seite, denn er wird auch für verheerende Unwetter sowie Flutkatastrophen und sogar Erdbeben verantwortlich gemacht. Das hat natürlich auch seine positiven Aspekte, vor allem die Bauern verehren ihn als Bringer des Regens, der für eine gute Ernte oft bitter nötig ist. Und damit wird er wieder zum Sinnbild von Wohlstand, Ansehen und Zufriedenheit, die einer guten Ernte entspringen. Es soll aber auch pfiffige Chinesen gegeben haben, die den Drachen extra reizen, damit er wütend wird und ein Unwetter verursacht, das die Reisfelder zerstört. Was die Reispreise in die Höhe treibt und wiederum zu Wohlstand, Ansehen und Zufriedenheit führt. Der Drache erfüllt seine Symbolik auch auf verschlungenen Wegen. Und um auf die Erdbeben zurück zu kommen: der Drache ist ferner Auslöser des Feng-Shui. In China macht man schon sehr früh geologische Beobachtungen und findet heraus, dass es sogenannte “Drachenlinien” gibt, die inzwischen als tektonische Verwerfungen erkannt sind. Beachtet man die Drachenlinien nicht, kann der Drache wütend werden, dass die Erde bebt. Also heißt es, nach den Geboten des Drachens bauen, wenn nicht alle Baukunst vergebens sein soll, und dabei gilt es ebenso, die unterirdischen Wasserlinien zu beachten, die ein Merkmal des Herrn des Wassers sind. So hat der Drache durch das Feng Shui Einfluss nicht nur bis heute, sondern sogar bis hier in den Westen, wo man durchaus eine gute Anzahl von Freunden dieser Lehre finden kann.

Im Gegensatz zu den europäischen Drachensagen wird der chinesische Drache jedenfalls stets als ein sehr weises, friedfertiges Wesen angesehen, dem Achtung und Ehrfurcht gebührt.

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